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Politik, Geschichte & Psychologie
Grüner Kolonialismus - wie eine Dürer im Zeitalter der Wunder:
NGO große Teile Afrikas beherrscht Kunst und Gesellschaft an der
Schwelle zur globalen Welt
(c) privat (c) Jörg Scheibe
Die NGO „African Parks“ verwaltet eine Fläche 1511 fasst Albrecht Dürer einen radikalen Ent-
von der Größe Großbritanniens. Die Organisati- schluss: Nachdem er sich mit dem Frankfurter
on unterhält bewaffnete Kräfte mit weitgehen- Kaufmann Jacob Heller wegen eines Auftrages
den Befugnissen zum Schutz der Gebiete - vor zerstritten hat, hört er auf Altarbilder zu ma-
Terroristen, vor Wilderern und vor der Bevölke- len und wendet sich anderen Werken zu. Dieser
rung. Einheimische dürfen das von ihnen tra- Konflikt ist dabei wie eine Linse, durch die man
ditionell genutzte Land nicht mehr betreten, die neue Beziehung zwischen Kunst, Sammeln
es kommt zu Folter und Vergewaltigung. Der und Handel in Europa bis zum Dreißigjährigen
Safari-Tourismus, Spenden von Milliardären und Krieg beobachten kann. Denn mit dem begin-
westlichen Regierungen - auch der deutschen - nenden 16. Jahrhundert wurde Kunst Teil ei-
bringen reiche Einnahmen. An der Spitze steht nes wachsenden Sektors von Luxusgütern und
eine weiße Elite, die alles daransetzt nur schö- vollzog eine umfassende Kommerzialisierung.
ne Bilder von Großwild und intakter Natur nach Kaufleute und ihre Mentalität waren entschei-
außen dringen zu lassen. dend für ihre Verbreitung und Entstehung. In
ihrem Vortrag bringt uns die Historikerin die
Olivier van Beemen hat drei Jahre lang über die Gedanken- und Gefühlswelten Albrecht Dürers
Organisation recherchiert, unzählige Insider, und der Kaufleuten seiner Zeit näher. Anhand
Aussteiger und Anwohner der Parks befragt und von originalen Schriftstücken, Briefverläufen
sich nicht von Verhaftung, Spionagevorwürfen und Bildern zeichnet Prof.Dr. Ulinka Rublack
und Abschiebung abschrecken lassen. In sei- eindrucksvoll die Geschichte Dürers, seines
nem Vortrag zeigt er, was die Militarisierung des Werks und des aufkommenden europäischen
Naturschutzes anrichtet, wie die einheimische Kunst- und Handwerksmarkts nach.
Bevölkerung drangsaliert wird und wie eine
weiße Exekutive ohne demokratische Kontrolle Prof. Dr. Ulinka Rublack lehrt seit 1996 Europä-
im Namen einer „unberührten“ - menschenlee- ische Geschichte der Frühen Neuzeit in Cam-
ren - Natur herrscht. bridge. 2019 wurde sie mit dem Preis des His-
torischen Kollegs ausgezeichnet.
Olivier van Beemen Prof. Dr. Ulinka Rublack
Mittwoch, 12.02.2025, 19.30 bis 21 Uhr Dienstag, 25.02.2025, 19.30 bis 21 Uhr
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A1901 gebührenfrei A1902 gebührenfrei
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